König Ottokars Glück und Ende
Trauerspiel in fünf Aufzügen
3. Aufzug
...
Ottokar von Hornek (im Vorgrunde tritt aus der Menge).
Erlauchter Herr und Kaiser, hört
auch mich!
Rudolf.
Wer seid Ihr?
Hornek.
Ottokar von Hornek, Dienstmann
Des edlen Ritters Ott
von Lichtenstein,
Den König Ottokar,
samt andern Landherrn,
Ohn Recht und Urteil hält
in enger Haft.
O nehmt Euch sein, nehmt
Euch des Landes an!
Er ist ein guter Herr,
es ist ein gutes Land,
Wohl wert, daß sich
ein Fürst sein unterwinde!
Wo habt Ihr dessengleichen
schon gesehn?
Schaut rings umher, wohin
der Blick sich wendet,
Lacht's wie dem Bräutigam
die Braut entgegen!
Mit hellem Wiesengrün
und Saatengold,
Von Lein und Safran gelb
und blau gestickt,
Von Blumen süß
durchwürzt und edlem Kraut,
Schweift es in breitgestreckten
Tälern hin -
Ein voller Blumenstrauß
soweit es reicht,
Vom Silberband der Donau
rings umwunden! -
Hebt sich's empor zu Hügeln
voller Wein,
Wo auf und auf die goldne
Traube hängt
Und schwellend reift in
Gottes Sonnenglanze;
Der dunkle Wald voll Jagdlust
krönt das Ganze.
Und Gottes lauer Hauch
schwebt drüber hin
Und wärmt und reift
und macht die Pulse schlagen,
Wie nie ein Puls auf kalten
Steppen schlägt.
Drum ist der Österreicher
froh und frank,
Trägt seinen Fehl, trägt
offen seine Freuden,
Beneidet nicht, läßt
lieber sich beneiden!
Und was er tut, ist frohen
Muts getan.
's ist möglich, daß
in Sachsen und beim Rhein
Es Leute gibt, die mehr
in Büchern lasen;
Allein, was not tut und
was Gott gefällt,
Der klare Blick, der offne,
richt'ge Sinn,
Da tritt der Österreicher
hin vor jeden,
Denkt sich sein Teil und
läßt die andern reden!
O gutes Land! o Vaterland!
Inmitten
Dem Kind Italien und dem
Manne Deutschland,
Liegst du, der wangenrote
Jüngling, da:
Erhalte Gott dir deinen
Jugendsinn
Und mache gut, was andere
verdarben!
Rudolf.
Ein wackrer Mann!
Erster Bürger.
Ja Herr, und ein Gelehrter!
Er schreibt 'ne Reimchronik, und Ihr,
Herr Kaiser,
Kommt auch drin vor!
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